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Rachel Mader

Die ganze Welt

Erstaunt über die teilweise anmassenden Versprechen, die politisch engagierte Kunst oder entsprechende Ausstellungen rahmen, haben wir – die fünf Projektmitarbeiterinnen – uns in einem Textgespräch darüber ausgetauscht, wie mit dieser Selbstüberschätzung umzugehen sei. Das führte zu einer Sammlung von Beobachtungen, durchaus selbstkritischen Überlegungen und fruchtbarem Widerspruch.

Begriffsarbeit

Begriffe waren Ausgangspunkt und gemeinsame Referenz unseres transdisziplinären Arbeitens. Mit Bezug auf Raymond Williams Sammlung von Keywords(1976) betrachteten wir sie als Kondensat gesellschaftlicher Verfasstheit. Dabei interessierten uns nicht nur bekannte oder auch neu auftretende Schlüsselbegriffe. Es ging uns auch darum Vokabeln oder Wendungen vorzuschlagen, denen wir das Potential zuschreiben aktuelle Phänomene über disziplinäre Perspektiven hinweg zu benennen. Diese Überlegungen bilden sich nun auch in Aufbau und Funktionsweise der Online-Publikation ab, die über einzelne Begriffe miteinander in Zusammenhang gebracht werden.

Dringlichkeit

Politische Dringlichkeiten sind meist Ausgangspunkt für die pompösen und lauten Auftritte des Zentrums für Politische Schönheit. Für die von ihnen genutzten Strategien bedienen sie sich aus zahlreichen Bereichen, etwa aus der Werbesprache, der politischen Propaganda, der satirischen Überhöhung oder auch der theatralen Inszenierung. In der Summe ergibt dies Projekte, die ihr Potential gerade aus geschickten Übergriffen schöpfen und damit sowohl Hüter disziplinärer Grenzen, etwa der Kunst oder der Politik, wie Apostel moralischer Klarheiten zuverlässig herausfordern. Der Text zerlegt die Vorgehen und fragt nach dem exemplarischen Gehalt dieser Sprache im Feld des Politisch-Ästhetischen.

Schichten des Engagements

Im Zuge der Politisierung der Kunst gewann auch die Frage nach dem Handeln und möglichen Wirkungen in der entsprechenden künstlerischen Praxis an Bedeutung. Mit Rückgriff auf den bereits bei Adorno und Sartre problematisierte Begriff ‘Engagement’ und entlang von konkreten Beispielen argumentiert der Text, dass in aktuellen Lektüren politische Effekte trivialisiert und vereindeutigt werden.