back

Bernadett Settele

Die ganze Welt

Erstaunt über die teilweise anmassenden Versprechen, die politisch engagierte Kunst oder entsprechende Ausstellungen rahmen, haben wir – die fünf Projektmitarbeiterinnen – uns in einem Textgespräch darüber ausgetauscht, wie mit dieser Selbstüberschätzung umzugehen sei. Das führte zu einer Sammlung von Beobachtungen, durchaus selbstkritischen Überlegungen und fruchtbarem Widerspruch.

(Un)mögliche Didaktik. Vom Nutzen der Kunst

Politische Aspirationen und künstlerisch-edukative Absichten haben miteinander gemeinsam, dass sie Kunst eine bestimmte Wirksamkeit unterstellen. In modernistischen Ästhetiken wurde die sprachliche Verhandlung von Kunst (›Vermittlung‹) und Kunst für politische Aussagen einzusetzen (›Politik‹) gleichsam tabuisiert. Was bedeutet es, im künstlerisch-edukativen Bereich heute etwas von Kunst zu wollen? Eine mögliche Didaktik sollte von dem Kalkül ausgehen, dass es immer und unerwartet anders kommen kann als geplant. Intervenieren wir also in einen Diskurs, in dem ›didaktisch‹ als abwertende Bezeichnung kursiert, und erweitern wir die Palette möglicher Didaktiken um das Unplanbare.

Ausgesetzt-Sein in Kunst

Performancekunst ist nicht nur in dem Sinne politisch, dass sie die Welt verändern will, sondern auch darin, dass die Anwesenden für einen zeiträumlichen Moment aufeinander bezogen sind. In Performances von Dorothea Rust stellen sich gemeinsame Situationen her, an denen die Einfachheit der Mittel und eine spröde, eigenwillige Haltung zum Scheitern und zum Verfehlen von Idealen und Normen auffällt. Aufeinander angewiesen sein und einander ausgesetzt sein gewinnt ein ironisches Moment. Wie stellen durch Kunst initiierte Situationen Gefährdung und Bezüglichkeit her? Wie könnte eine Politik der Performance mit ‚New ontologies’ gedacht werden?